Texte

- Ein Schritt mit beiden Beinen ist ein Sprung  (2011) -


Survival auf dem Barfußpfad


taschenlampen brennen in den augen, der weg scheint hier versperrt.
also 10 meter zurück, querfeldein das glück gesucht,
matsch beschwert die schuhe, doch schon zu weit um umzudrehen.
ich seh die hand vor augen kaum, erst recht nicht was noch folgt.
topfschlagen ohne „warm“ und „kalt“ und keinen löffel in der hand.
ab hier geht’s nicht mehr weiter. die nassen füße machens hart,
wie die angst nur fehl am platz zu sein, wie stiefel auf dem barfußpfad
18 jahre karten schreiben für die reise die hier zählt,
macht aber alles keinen sinn, wenn dir dann doch der kompass fehlt.

wer will denn schon wie henry sein?

Melmac 

das sind mehr als nur 4 wände, das ist mehr als nur ein haus.
wir sind mehr als nur zwei körper, die sich umeinander drehen.
da ist liebe in den ecken, da ist liebe in der wand.
und wir beide drehen uns weiter unter deiner starken hand.
denn keiner kommt hier raus.
und wir beide drehen uns weiter und keiner kommt hier raus.
und unter steter drehung bauen wir unser haus.
und ich falle in die ecken und ich versteck mich in der wand
und wenn ich nicht mehr weiter weiß, nimmst du mich bei der hand.

Kurt Wagner, Nightcrawler

i recently dreamed of you with a face to fall in love with and a voice to make me smile.
but i fell asleep sinking in a gap cut in the earth to bury me tonight.
people watch the same graves for a hundred thousand years
waiting for someone to tell them why everyone is here.
i awake in a coffin, turn around just to notice your abscence
and the empty spot is filled with blackened wood.
first I'm lifted, then they nail that coffin shut.
and when the shiver starts, i'm released to rest in the mud.

wir tragen mehr als nur einen traum zu grabe.
wir graben nach dem sinn und nach dem grund.

Elke Heidenreich

hände fahren langsam über das gesicht, durch die haare, lider bleiben zu,
der kopf knallt auf den tisch und aus dem holz brechen große splitter.
schweiß tropft von der nase, ein kleiner wasserfall aus den müden augen.
die löcher hinterm kopf wachsen immer wieder zu und brechen immer wieder auf.
ein paar strähnen reichen bis zum mund, nach dem fressen kommt der schlaf.
immer wieder knickt der nacken ein, die stirn stürzt sich nach vorn und zerschellt an der platte.
falten werden größer, genauso wie der hals, furchen ziehen sich tiefer und die beine schlafen ein.
auf unbequemen sitzen fühlst du dich zu hause, machst du es dir bequem.
heute schläfst du ewig, heute weckt dich keiner auf.
heute ist für immer.
heute abend lese ich kein buch, heute schau ich hin.

What's up, Anne Frank?
 
nichts ist mehr wie früher, denn früher war alles besser.
gib dir keine mühe“, sag ich zu mir selbst, „und probier was anderes aus.“
ich war mal groß und ich war mal stark, wie die zeit vergeht.
komm wir finden's raus, wenn wir mit ihr gehen.
alles was mir jetzt noch bleibt ist die asche und ein kater
und falls du glaubst das wär mir nicht genug, hast du dich geschnitten.
es ist einfach so als wärst du auf der flucht zu deinem gott nach frankreich
und ich bleib zurück, verbau mir jede chance. nein danke, ich bin bereits verliebt.

vielleicht nächstes jahr, wer weiß?
ich weiß es nicht.

Aurora Borealis

es ist doch so, man freut sich auf den längsten tag im jahr 
und ist dann nicht mal traurig, wenn es dämmert.
das licht geht aus im lager und der himmel leuchtet gelb. 
was hast du denn erwartet, was den himmel so erhellt?
ich will schnee. und ich will frühling, zugleich. 
du stehst mit beiden beinen in den zeichen deiner zeit und hast noch keine ahnung, 
wer dich hieraus mal befreit.
es geht vorran. immer schneller als der nächste schnee.
es geht vorran. es taut und ich trau mich kaum.

Lakpa und seine Brüder

"das ist ganz ne andere welt", sagt lakpa und schmeißt sich auf den boden, zeigt auf eine stadt hinter dem berg.
"so drei wie wir gehen da doch unter, von uns haben die genug. billiges vieh und arme leute und so."
"doch hier sind wir nicht glücklich", weiß yuam, der jüngste der drei brüder. 
"und hier will ich nicht sterben, denn hier bin ich schon geboren. irgendwo anders, nur nicht hier."

du hast eine familie und du hast auch deinen stolz, nur deine heimat liegt noch fern von hier. 
und weitergehen fällt so schwer. du musst immer nur weitergehen.


"20 yen sind viel zu wenig, das ist die mühe doch nicht wert. ich geb auf halbem wege auf."
"doch dieses geld ist mehr als nichts, das ist unser schlechter start. er ist schlecht, doch er ist uns."
und kadir steht wie immer zwischen den stühlen, zwischen groß und klein. 
doch er hat sich schon entschieden, dass er immer weiter will und seine brüder stimmen ein.

hier wollen wir nicht sterben, denn hier sind wir schon geboren. irgendwo anders, nur nicht hier.


 
- s/t (2010) -

Houdini

ich glaub du weißt nicht mal zu schätzen, was du mit deinen worten zerstörst.
ich glaub du kannst nicht mal ahnen, wie meine achtung vor dir schwindet, schreit, verbrennt und krepiert.
ein schritt weg von illusionen und das ist gut so. ich mach das nicht aus überzeugung, sondern nur, weil ich es will.
ablenkung ist deine taktik, doch damit machst du's allen nur kaputt.
du willst bauen und zerstörst, willst verändern und behältst, du willst vergessen doch du merkst, nichts ist so, wie du's willst.
ich will dir nichts erklären, ich will nur, dass du beginnst zu verstehen.
ich will dir nichts erklären, ich will nur, ich will nur.
kannst du sehen was los ist? verstehst du was passiert?

Worriers Of The World, Unite!

die beine abgenommen, doch die erkältung überwunden. und das, das nennst du gut?
du passt nicht einmal mehr in diese skala und sagst nach rechts und links zu groß.
weil's einfach immer einen idioten mehr gibt, einen idioten der mehr gibt, als er wirklich hat.
du löst dich auf und verschwindest nach und nach, ist ok. doch selbst die stärksten hände kriegen dich.
angenagt, vielleicht auch angeschlagen. verloren wollen wir sein.
du stehst auf und sagst hier ist alles schlecht, dieser ort ist schlecht. du gehst.
du bist abgehauen und jetzt hast du dich verlaufen, wie die farbe in dem bild.
und der pfad ist weg, ja selbst der weg ist weg. nur wie kommst du jetzt nach haus?
und solang dich keiner sucht, brauchst du dich auch nicht verstecken.
und deine maske ist scheiße und nur du bist noch schlimmer. nur du bist noch schlimmer.
angenagt, und schon lange ausgeknockt. verloren wollen wir sein.
du rennst weg und schreist, hier war alles schlecht, dieser ort war schlecht. du schreist. 

Apollo Anderthalb

wir waren wie planeten, die anziehungskraft war viel zu hoch.
wir sind kollidiert und tragen nun unsere splitter ineinander herum.
man braucht nicht zu fragen, um zu verstehen was du sagst.
bist du blind oder nur geblendet? komm öffne deine augen und ich seh, du bist transparent.
was ist bloß los mit dir? wer hat dich bloß so hinters licht geführt, nur um dich in dunkelheit zu werfen?
nimm einen letzten zug von der kippe und wir beide stürzen uns wieder hinein,
in die nacht der falschen hoffnung. das universum hat uns ein bein gestellt.

VCR


doch hier gibt's keine pausetaste, fast forward. ziemlich viel versprochen und noch viel mehr verloren.
unser schiff ist abgesoffen, kaltes wasser in den ohren.
und unbeschrieben kann man uns nicht nennen, nicht mehr.
und alles was ich sagen kann ist, alles was ich sagen will ist, ist nichts.
wird langsam zeit zum ankerlichten, zum aufbruch. ziemlich viel versprochen und noch viel mehr verloren. unser schiff ist abgesoffen, kaltes wasser in den ohren.

20 Jahre Frühling, 7 Jahre Altes Wasser

es ist die gleiche zeit im jahr, sogar die uhrzeit ist die selbe.
doch irgendwas ist anders, irgendwas läuft schief.
es sind alle schon nach hause, auf dich wartet keiner mehr.
nur die turmuhr ruft noch leise, du hängst wie immer hinterher.
denn alles was mal war hast du schon vor 20 jahren verbrannt.
und alles was du hattest landet auf dem scheiterhaufen.
doch was ist, wenn dich der frühling deprimiert? nichts ist mehr beim alten, denn der alte, der bist du. erinnern ist zwar schön, aber doch nicht ganz das selbe.
wie aus den kleinen große werden, ist ne stunde und nicht mehr.
du hast ein buch mit schlauen sprüchen, doch die helfen dir nicht weiter.
drum schreib am besten mit, für dich ist es zu spät.
und für sie wärst du tausend tode gestorben. und für sie wärst du tausend mal gefahren. 

Bärenclub 

wunderbar, alles klar. mal wieder an die wand gespielt. einbahnstraßenfußball.
und vor dir die klippe, hinter dir der wald, für nen profi ist das alles kein problem.
und dein fell ist ausgegangen. müde und kalt, viel zu weit weg von zuhause.
und alles was du kannst ist laufen. immer weiter laufen, bis du die füße verlierst.
alles braucht seine zeit. alles, laufen und dann rennen.
alles. schneller. laufen. weiter. alles. laufen und dann rennen.
alles. schneller. weiter. laufen und dann rennen.